Provenienzforschung Usakos – Making of Common History

01.03.2023 bis 29.02.2024

Das vom Bundesamt für Kultur geförderte einjährige Vorprojekt begann 2023 damit, die Provenienz der Namibiasammlung sowie eine Zusammenarbeit mit dem Usakos Museum in Namibia zu prüfen. In zwei mit dem namibischen Museumsverband organisierten Workshops wurde die gemeinsame Absicht erklärt, eine Partnerschaft einzugehen.

Gemeinsame Geschichte: Workshopteilnehmende im Juli 2023 vor dem Usakos Museum. © Raffaele Perniola, Usakos, Namibia

Die Frage, wie es dem Schweizer Ehepaar Victor und Marie Solioz gelungen war, inmitten eines Kolonialkriegs 330 ethnografische Objekte für das Bernische Historische Museum zu sammeln, stand am Anfang dieses Projekts. Die Spuren der Sammlung führen in die Stadt Usakos in Zentralnamibia. Dort hatten sich die Werkstätten der Otavi Eisenbahn befunden, deren Bau Solioz im Auftrag des Deutschen Kaiserreichs leitete. Solioz lebte in Usakos, als Anfang 1904 der Widerstand der lokalen Bevölkerung durch die deutsche Kolonialmacht auf brutalste Weise niedergeschlagen wurde. Obwohl über zehntausend Kilometer von Bern entfernt, ist Usakos‘ Geschichte mit der des Bernischen Historischen Museums verflochten.

Das Usakos Museum

Trotz idealen Bedingungen mit einem schönen Museumsgebäude und trotz des unablässigen Engagements der Museums Association of Namibia (MAN), wurde das Usakos Museum bis heute nicht eröffnet. Der Stadt fehlen die Mittel für den Betrieb. Auch eine Sammlung sucht man vergebens. Gemeinsam mit der MAN entstand die Vision, eines Tages die Berner Namibiasammlung vor Ort zugänglich zu machen. Dahingehend sollten Wege gefunden werden, das Usakos Museum unterwegs zu einem selbstorganisierten Museum zu unterstützen.

Lessons learned

Im ersten Workshop in Usakos im Juli 2023 zeigte sich, dass das Interesse der Menschen für ihr Museum, ihr Kulturerbe und ihre Geschichte immens ist. Im zweiten Workshop im Oktober 2023 in Bern wurde die nach Jahrzehnten erstmals ausgestellte Sammlung gemeinsam untersucht – und viel über deren Geschichte herausgefunden. Dass die Objekte auf die damals aus allen Landesteilen und Ethnien stammenden Eisenbahnarbeiter und -arbeiterinnen zurückzugehen scheinen, war die wohl wichtigste Erkenntnis bezüglich deren Provenienz.

Tuuda Haitula von der Museums Association of Namibia während des Workshops in Usakos. © Yvett Carolien //Hoëbes, Usakos, Namibia
Aline Minder mit einer Gruppen Jugendlicher während des Workshops in Usakos. © Yvett Carolien //Hoëbes, Usakos, Namibia
Diskussionsrunde während des Workshops in Bern. © Anna-Pierina Godenzi, BHM
Podiumsdiskussion an der öffentlichen Abendveranstaltung während des Workshops in Bern. © Lea Hodler, BHM
Das Kernteam mit Museumsleiterin Carmen Simon bei einem Ausflug ins Regionalmuseum Chüechlihus in Langnau. © Nadia Djibrilla, BHM

Gemeinsam Geschichte schreiben

Die Menschen in Usakos wollen ihr Kulturerbe zurück. Das Bernische Historische Museum unterstützt dieses Begehren. Gemeinsam mit dem Stadtrat von Usakos und der MAN werden nun Prinzipien der Zusammenarbeit erarbeitet, damit dieses Ziel erreicht werden kann. Ein Memorandum of Understanding soll die Rückkehr der Usakos Collection of Railway Workers bis Ende 2026 ermöglichen. Darüber hinaus soll die Partnerschaft mehr sein als der blosse Transfer von Objekten. Über künftige Projekte wollen die beiden Museen weiter gemeinsam Geschichte schreiben.

Samuel Bachmann, Dr. Thomas Pauli-Gabi, Yvett Carolien //Hoëbes, Wilhelmina Uupindi, Luc Mentha, Tuuda Haitula. © Nadia Djibrilla, BHM

Wir danken

Wir beanken uns herzlich beim Bundesamt für Kultur für die Unterstützung des Vorprojekts Usakos – Making of common history im Rahmen des Förderbereichs «Provenienzforschung koloniales Erbe/archäologische Objekte für Museen und Sammlungen Dritter 2023/2024.»