Konservierung-Restaurierung Restaurierung einer bundesrätlichen Samurai-Rüstung

Richtig gelesen: Dem Schweizer Bundesrat gehört eine japanische Samurai-Rüstung. Die Prunkrüstung eines Daimyō (japanischer Lokalherrscher) wurde im Rahmen des 160. Jubiläums der diplomatischen Beziehungen Schweiz–Japan 2024 aufwendig restauriert.

Die Samurai-Rüstung des Bundesrats wurde in der späten, weitgehend friedlichen Edo-Zeit (1603–1868) gefertigt. Sie diente nicht zum Kampf, sondern wurde zu Repräsentationszwecken getragen. Bei besonderen Anlässen demonstrierte ihr einstiger Besitzer, der Daimyō, Macht und Einfluss. © Dana Freyberg, Berlin

Die Rüstung war vermutlich 1867 anlässlich des ersten offiziellen Besuchs aus Japan dem Schweizer Bundesrat als Staatsgeschenk überreicht worden. Sie wird als Depositum im Bernischen Historischen Museum aufbewahrt und konservatorisch betreut und war zuletzt in der Dauerausstellung zu sehen. Am Japanfest Anfang September 2024 wurde die restaurierte Prunkrüstung erstmals wieder präsentiert.

Die Dokumentation

Die Biografie eines Objekts schreibt sich auch nach der Aufnahme in eine Museumssammlung weiter. Es wird dokumentiert, erforscht, ausgestellt, eingelagert, konservatorisch und restauratorisch behandelt. Jedes Material unterliegt einem natürlichen Alterungsprozess. Die fortschreitende Zersetzung kann zwar nicht gestoppt, jedoch verlangsamt werden. Wirksam sind unter anderem stabile Klimaverhältnisse und reduzierte Lichtzufuhr oder Vitrinen, die vor Staub und Berührung schützen.

Die Samuari-Rüstung war 2023 nach Jahren in der Dauerausstellung ins Depot gebracht worden, wo ihr Zustand dokumentiert wurde. Die Rüstung befand sich in einem guten Zustand, verschiedene Stellen wiesen aber natürliche Alterungserscheinungen sowie Beschädigungen auf. Wann die Schäden entstanden waren, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Die Zustandsbeschreibung von 2023 war die erste ausführliche Beschreibung der Rüstung. Während Zustands- und Massnahmenbeschreibungen früher allgemein nicht besonders wichtig schienen, sind sie heute ein zentraler Bestandteil in der Restaurierungsarbeit. Sie halten die Objektbiografien für zukünftige Generationen fest. 

Die Restaurierung

Die Lackanteile der Prunkrüstung waren, wie alle anderen Materialien, oberflächlich verschmutzt. Mit Pinsel und Staubsauger sowie Polyurethan-Schwämmen wurde die Oberfläche trocken und einzelne Stellen zusätzlich mit Siedegrenzbenzin gereinigt. Abstehende und locker sitzende Lackschollen wurden gefestigt.

Im Seidengewebe hatten sich im Lauf der Zeit Fehl- und Schwachstellen gebildet. An manchen waren Altrestaurierungen zu erkennen, die farblich nicht mit dem Originalgewebe harmonisierten und dieses unzureichend stabilisierten. Die Altrestaurierungen wurden deshalb entfernt, die Fehlstellen mit einem farblich passenden Seidengewebe unterlegt und mit einem ebenfalls farblich passenden Tüll abgedeckt. 

Das Eisen des Helms zeigte deutliche Spuren von Korrosion. Auch alte Putzmittelreste waren als weissliche Auflagerung auf dem Messing erkennbar. Die Korrosion konnte mit Hilfe von Drahtbürste, Dremel und Skalpell reduziert werden. Anschliessend wurde eine Trockenreinigung mit Radiergummi, Pinsel und Staubsauger duchgeführt.

Die Restaurierungsstory

Die Samuari-Rüstung setzt sich aus zwölf Einzelteilen zusammen, die mehrheitlich aus Urushi-Lack, Seide, Metall und Leder bestehen. Aber auch Haar und Papier wurden verarbeitet.

Helm nach der Konservierung: Die Korrosion konnte reduziert und die Putzmittelreste entfernt werden. Die Oberfläche wurde anschliessend mit Radiergummi, Pinsel, Staubsauger und einem Lösemittel gereinigt. © Dana Freyberg et al., Berlin
Brustpanzer vor der Konservierung: Im Lack hatten sich Fehlstellen, Risse und abstehende Lackschollen gebildet. © Dana Freyberg et al., Berlin
Ärmel nach der Konservierung: Die Fehlstelle wurde mit farblich passender Seide unterlegt und mit Tüll abgedeckt. © Dana Freyberg et al., Berlin
Schuh vor der Konservierung: Im Seidengewebe hatten sich im Lauf der Zeit Fehl- und Schwachstellen gebildet. Die Haare des Bärenpelzes waren ungeordnet. © Dana Freyberg et al., Berlin
Beinschiene: Der Lack zeigt feine Risse. Der noch glänzende Streifen war mit einem Band abgedeckt, das zum Binden der Beinschiene gedient und die Oberfläche dadurch geschützt hatte. © Dana Freyberg et al., Berlin

Das Japan der Samurai

Das diplomatische Geschenk steht für einen langen Zeitraum in der Geschichte Japans. Mehr als 700 Jahre dauerte die Herrschaft der Samurai. Der Name leitet sich vom japanischen samurau («dienen») ab, da die Samurai zunächst Diener des Kaisers und Hofadels mit besonderen Schutzaufgaben waren. Im 12. Jahrhundert stiegen die Samurai zur regierenden Schicht auf. Mächtige regionale Lehnherren, die Daimyō, sicherten fortan das Shōgunat, das die Staats- und Militärmacht des gesamten Landes verkörperte. Samurai waren den Daimyō zu absoluter Treue verpflichtet; die Macht des Kaisers verblasste.

Wir danken

Wir bedanken uns herzlich beim Bundesamt für Kultur für den Beitrag an die Restaurierung der Samurai-Rüstung.